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Klassifikation

Die medizinischen Diagnosen werden in Arztbriefen, Überweisungsscheinen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen usw. üblicherweise mit einer Abkürzung entsprechend der sogenannten Internationalen Klassifikation der Krankheiten (engl. International Classification of Diseases, ICD) benannt.

PTBS

Posttraumatische Belastungsstörung

Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), auch Posttraumatic Stress Disorder (PTSD) genannt, kann sich als Folgeerkrankung nach belastenden traumatischen Erlebnissen entwickeln.

Weiter typische Merkmale der PTBS ist das wiederholte Wiedererleben des Traumas in Form von sich aufdrängenden Erinnerungen, Träume oder Albträume. Oftmals haben die Betroffene ein Gefühl betäubt, stumpf, freudlos und gleichgültig gegenüber ihrem Umfeld zu sein. Sie vermeiden Aktivitäten und Situationen, welche die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten.

Sie leiden unter Schlafstörungen. Die PTBS wird oft von Angststörungen und Depressiven Störungen begleitet. Suizidgedanken kommen häufig vor. Posttraumatische Belastungsstörung kann über viele Jahre andauern. Gute Besserungschancen bestehen bei intensiver Therapie.text wird bearbeiet

Komplexe-PTBS

KPTBS umfasst die starke psychologische Reaktion hervorgerufen durch anhaltende, traumatische Erlebnisse, die in der Regel mehrere oder sich wiederholende traumatische Ereignisse einschließt. Das häufigste Beispiel einer solchen komplexen Traumatisierung, also dem Erleben von anhaltenden, sich wiederholenden traumatischen Ereignissen, ist sexueller oder physischer Missbrauch in der Kindheit. Andere Beispiele, die ebenfalls die Kriterien einer komplexen Traumatisierung erfüllen würden, sind Opfer von häuslicher Gewalt, Opfer von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung, Kindersoldaten, Flüchtlinge oder zivile Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen, die gefoltert wurden oder andere Formen von politischer oder organisierter Gewalt erlebt haben (Herman 1992)

Die Diagnose der KPTBS orientiert sich zusätzlich zu den Symptomen der Hauptkriterien der klassischen PTBS. Zu den Symptomgruppen der PTBS kommen drei weitere Symptomgruppen hinzu: Probleme der Emotionsregulation, eines negativen Selbstbildes und der Beziehungsfähigkeit.

Im Einzelnen bedeutet dass:

• die Kernsymptome der PTBS (Wiedererinnerung, Vermeidung, Übererregung),

• anhaltende und tiefgreifenden Probleme der Emotionsregulation (verstärkte emotionale Reaktivität, Affektverflachung, gewalttätige Durchbrüche),

 

• negatives Selbstkonzept (Überzeugung, minderwertig, unterlegen oder wertlos zu sein, Schuldgefühle, Schamgefühle)

 

• Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen (Schwierigkeiten, Beziehungen aufzubauen und aufrecht zu erhalten)

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Bild: @ Jessica Abraham

Quelle: Herman JL. Trauma and recovery: The aftermath of violence from domestic violence to political terrorism. New York, NY: Guilford Press; 1992.

 Anpassungsstörung (6B43) 

Im ICD-10 wurde die Diagnose ICD-11 6B43 unter der Codierung ICD-10 F43.2 (Anpassungsstörung) geführt.

Eine Anpassungsstörung ist eine Erkrankung, die sich während schwierigen Anpassungsprozessen im Leben beziehungsweise nach belastenden Ereignissen einstellen kann. Die Symptome ähneln einer Depression, sind aber nicht so stark ausgeprägt wie bei einer Depressiven Störung. Die Beeinträchtigungen halten zumeist nicht länger als 6 Monate an, es besteht aber die Gefahr, dass die Anpassungsstörung unbehandelt zum Beispiel in eine depressive Episode übergehen kann.

Die oben bereits beschrieben, tritt diese Erkrankung während oder nach belastenden Lebensereignissen auf - also in der Phase, in der man sich an diese veränderten Lebensumstände anpassen muss. Wie Sie vielleicht aus Ihrer eigenen Erfahrung kennen, Ist dieser Anpassungsprozess aber oftmals mit großen Hürden verbunden: Wie reagiere ich auf den Verlust eines geliebten Angehörigen? Wie gehe ich mit der Diagnose einer chronischen Erkrankung und mit den Folgen dieser Erkrankung um? Wie kann ich eine plötzliche Arbeitslosigkeit oder den Übergang ins Rentenalter bewältigen? So lange ich das Gefühl habe, dass ich den Belastungen gewachsen bin, kann ich vieles aushalten. Es kann sogar dazu kommen, dass mich die Herausforderungen in meinen Kräften wachsen lassen - der so genannte Eustress, sie kennen ihn vielleicht.

 

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Bild: @ Jessica Abraham

Ganz anders wird es, wenn der Punkt kommt, an dem ich merke, dass mir die Kontrolle entgleitet. Sobald sich Gefühle von Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein einstellen wandelt sich der Eustress zum Disstress - im Englischen “distress”, also “Not”, “Bedrängnis”, “Elend”... Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins, des Kontroll­verlusts führt bei fast jedem Menschen dazu, dass sich jetzt auch die Stimmungslage verändert. Wo vorher vielleicht noch Gefühle von Herausforderung und Ehrgeiz waren, kommen jetzt Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Depressivität.


Die Anpassungsstörung ist dabei sozusagen die “kleine Schwester” der Depression. Also, ein leider etwas schwacher Trost: Zum Glück sind die Probleme noch nicht so weit fortgeschritten, dass die Ärzte von einer Depression reden würden.


Und trotzdem: Die ersten Symptome einer Anpassungsstörung sind ähnlich: Depressive Verstimmungen, Sorgen, Ängste,...

Anpassungsstörung

Erläuterung der Diagnosecodierung:

Das Kapitel 6 der ICD-11 umfasst die seelischen Erkrankungen, wie  zum Beispiel Depressionen, Ängste, Zwänge usw.

Der Abschnitt 6B4 enthält Erkrankungen, die durch besondere Belastungen hervorgerufen wurden,
wie z.B. die Posttraumatische Belastungsstörung oder die Anpassungsstörung.

Das vierte Zeichen beschreibt den genauen Ausprägungsgrad. Die 1 steht dabei für die so genannte Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung.

Die 6B41 steht also für: Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung.

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